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Reisebericht des Ehepaars Kühr aus Karlsruhe vom Aufenthalt in Myanmar

Als wir im Jahr 2014 zum ersten Mal nach Myanmar reisten, lernten wir viel mehr Menschen kennen, als wir es von anderen Reisen gewohnt waren. Zum Teil mag dies an der Eigenart der Bewohner liegen, die uns offen und freundlich begegneten und sich kontaktfreudig zeigten. Zum anderen hatten wir aufgrund der Mitgliedschaft bei den Karlsruher Ambassadoren geplant, die geförderten Kinder und ihre Familien in Bagan im nördlichen Landesteil und dem nahegelegenen Dorf Ku Wua zu besuchen. Dies erwies sich als leicht umsetzbar – zwar hatten wir einen langen Reiseweg über Hanoi und Yangon hinter uns, bis wir in Bagan ankamen - dort jedoch fanden wir uns dank ausreichender Infrastruktur schon im Jahr 2014 gut zurecht.

 

Inzwischen hat sich in Karlsruhe der Ambassador Förderkreis Kinder Myanmar e.V.* als gemeinnütziger Zusammenschluss gegründet, dem wir aus Begeisterung für den Fördergedanken gerne beitraten. Wir erfreuten uns der wachsenden Zahl geförderter Kinder und deren schulischer und sozialer Fortschritte, worüber unser CF Ulrich Schulz, als Initiator der Aktion, die Förderkreis-Mitgliedernach seinen Myanmar-Aufenthalten stets informierte. Viele der von ihm als förderwürdig ausgesuchten Kinder sind uns schon von der ersten Reise 2014 bekannt. Ausgangspunkt des Förderprojekts war die Beobachtung, dass viele Kinder nach der minimal vorgeschriebenen Schulzeit im elterlichen Haushalt oder Agrarbetrieb arbeiten müssen und so keine Möglichkeit haben, die Hochschulreife zu erreichen und ein Studium zu beginnen. Um die Chancen dieser Kinder zu verbessern, werden die Spendenmittel und die Patenschaften eingesetzt. Dies geschieht in Form der finanziellen Unterstützung der sozial schlecht gestellten Familien, die wiederum den regelmäßigen Schulbesuch der Kinder bis zum Highschool-Abschluss gewährleistet. Dabei wirkt es sich günstig aus, dass im Förderkreis keine Verwaltungskosten anfallen. Zusätzlich zur Förderung von einzelnen Kindern auf dem Weg zum Schulabschluss war es im Herbst 2017 zum Erreichen eines weiteren wichtigen Meilensteins gekommen: durch großzügige Spenden aus Karlsruhe und die kommunale und staatliche Unterstützung in Myanmar wurde eine Highschool für das ländliche Gebiet am Rande des Dorfes Ku Wua eingeweiht. Auch dieser Schritt zielt darauf ab, die Möglichkeit der Highschool-Ausbildung für Kinder aus bäuerlichen Familien möglich zu machen. Wir hatten also allen Grund unsere zweite Myanmar-Reise positiv gestimmt anzutreten, wenngleich uns Mitteilungen über die Rohingya-Vertreibung im Grenzgebiet zu Bangladesch vor Reisantritt etwas beschäftigten. Letzteres sollte jedoch trotz der dramatischen Ausmaße dieses ethnischen Konflikts keinen Einfluss auf unsere Reiseerlebnisse haben.

 

Am 30.12.2017 kamen wir mit einem Inlandsflug in Bagan an und trafen uns kurz darauf mit dem uns schon bekannten Herrn Ko Thet. Er ist ein sehr freundlicher und zuvorkommender junger Kunstmaler, der kürzlich Vater geworden ist, mit dem wir uns auf englisch ausreichend verständigen konnten. Er ist mit den Zielen der Fördergemeinschaft bestens vertraut und dient seit Jahren verlässlich als Ansprechpartner vorort und Kontaktperson zu den Eltern der unterstützten Kinder. Herr Ko Thet verfolgt aus der Erfahrung der vergangenen Jahre keine persönlichen wirtschaftlichen Interessen, und widmete sich uns auch diesmal quasi ohne zeitliche Grenzen. Er selbst legte, wie viele Burmesen, seine Fahrten per Moped zurück, während er in Gesellschaft mit uns im PKW zu den verschiedenen Orten fuhr, die wir besuchen wollten. Da wir als Touristen in Myanmar nicht selbst Auto fahren durften, griffen wir auf die dort kostengünstigen Taxis zurück. Am Neujahrstag begannen wir unsere Fahrt zu den bereits geförderten Kindern und sahen viele bekannte Gesichter wieder. Ein wenig auf unsere Ankunft vorbereitet, empfingen uns die Familien freundlich in ihren einfachen Behausungen und boten uns Tee, Gebäck und Obst an. Wir hatten schon 2014 das auch in den ärmeren Sozialschichtenanzutreffende höfliche Verhalten der Burmesen gegenüber uns Gästen kennengelernt. Diesmal kam eine Art Wiedererkennungseffekt hinzu, so dass die persönlichen Kontakte noch natürlicher ausfielen. Im Dorf Ku Wua hatten wir einen Regentag erwischt, so dass die Sandstraßen mit tiefen wassergefüllten Rinnen und Löchern etwas unwegsam waren. Dennoch erreichten wir das aus Spendenmitteln des Karlsruher Förderkreises erbaute Schulhaus und konnten uns von der Güte des neuen Gebäudes ein Bild machen. Anschließend besuchten wir noch uns bekannte Familien im städtisch geprägten Bagan. Ein wichtiges Ziel unserer Reise, das mit dem Vorstand der Fördergemeinschaft abgestimmt war, bestand in der Suche nach weiteren förderbedürftigen Kindern. Durch die Aktivitäten der Herren Ko Thet undMinMin Tun gelang es uns, je zwei Kinder aus Bagan und zwei Kinder aus Ku Wua für das Schulprojekt zu finden. Alle vier Kinder erschienen aufgrund ihrer bisherigen sehr guten Schulleistungen in der Lage, die Highschool zu absolvieren und stammen aus wirtschaftlich schlecht gestellten Familie. Wir konnten mit den Kindern einen persönlichen Kontakt aufbauen und sie über ihre Lebenssituation und Wünsche befragen. Zum Schluss kam zum Ausdruck, dass sie sich sehr über die Förderung ihres Schulbesuches freuen.

 

Am Ende unseres Reiseberichtes möchten wir auf die Erfahrungen mit den geografischen und kulturellen Besonderheiten des Gebietes um Bagan hinweisen, die uns jetzt ein zweites Mal dorthin geführt haben. Die Lage am breiten Strom Ayeyarwaddy vor einer nahegelegenen Bergkette macht Bagan zu einem malerischen Ort. In dieser besonderen Landschaft wurden während einer Hochkulturperiode vor etwa tausend Jahren über zweitausend meist aus Ziegel erbaute Tempel und Pagodenerbaut, die zum großen Teil erhalten sind. Diese Bauwerke passen sich harmonisch in das Landschaftsbild ein und werden besonders zauberhaft vom Morgen- und Abendlicht angeleuchtet. Wie auch auf unserer ersten Reise in das Gebiet, haben wir hier weder eine besorgniserregende Form von Massentourismus noch Hinweise für Kriminalität beobachtet. Es bleibt auch für unser Förderprojekt zu hoffen, dass dies auch so bleibt.


Dr. Joachim und Christa Kühr
AC Karlsruhe

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Abb. 1. Besuch der geförderten Geschwister KANT SI THUN (Junge, 12 Jahre)

und PHU PHU AUNG (Mädchen, 11 Jahre) in Bagan.

Beide sind Klassenbeste und stammen aus einer armen Familie ohne Vater.

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Abb. 2. Unsere neuen Förderkinder in Bagan mit Eltern und Betreuern.
Im Vordergrund SHIN MAY WIN (Mädchen, 11 Jahre), das gerne einmal Lehrerin
und ZAY YAR LIN HTET (Junge, 10 Jahre), der gerne einmal Arzt werden möchte.

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